gefundene Zeitungsberichte im Netz: Meine Zwerge als Leihgabe im
Museum Blankenheim,-
Hassen oder lieben "Der Gartenzwerg war schon immer eine umstrittene Symbolfigur. Hassen oder lieben, dazwischen gibt es nichts", sagt Claudia Rücker. Die Kulturwissenschaftlerin und Soziologin hat zusammen mit der Kunstpädagogin Andrea Szatmary eine Ausstellung über die Geschichte des Gartenbewohners organisiert. Seit Sonnabend können Besucher die Zwergensammlung in der Neuköllner Galerie im Körnerpark besichtigen. Der Großbezirk schien den Ausstellungsmacherinnen der passende Ort. In Neukölln gibt es die meisten Kleingärten Berlins, ergo, so schließen die beiden Frauen kurz, auch die meisten Gartenzwerge in Berlin. Eigentlich müssten Rücker und Szatmary zur Fraktion der "intellektuellen Verneiner" zählen, glaubt man einem Zwergentest eines deutschen Gartenmagazins. Vielleicht wäre es auch so geblieben, sagt Claudia Rücker, hätte nicht ein "kulturgeschichtliches Interesse am Objekt" die beiden Frauen aufmerksam gemacht. Schon zeitigt das Folgen: In ihrem Büro steht neuerdings ein Gartenzwerg. In diesem Jahr wird die bemalte Tonfigur
130 Jahre alt. 1872 begann eine Firma im thüringischen Gräfenroda
mit der Produktion. Der Zwerg mit dem Gesicht eines alten Mannes, roter
Mütze und in der Arbeitskleidung der Bergarbeiter ist der Klassiker.
Mittlerweile hat er unzählige Kollegen bekommen, die kaum noch etwas
mit ihrem Vorfahren zu tun haben. Sie tragen Dessous, Uniformen, Handys,
Laptops und halten Toilettenbürsten. Sie können jodeln, pfeifen
und furzen, dienen als Bewegungsmelder und sehen aus wie Politiker. Sogar
Domina-Zwerginnen und exhibitionistische Mantelaufreißer gibt es
schon. Allerdings müssen Besitzer solch eines zeigefreudigen Zwerges
vorher ihren Nachbarn fragen. So hat das Arbeitsgericht Essen eine Nachbarschaftsklage
entschieden. Einem Bürger aus Steglitz - der Mann ist immerhin Richter
- wurde Nötigung vorgeworfen, als er elf Wichtel seinerNachbarin
beschlagnahmte. Dabei hatte es die Frau nur gut gemeint, als sie zur Verschönerung
ihrer öden Straße ganz normale Jonas Geist, Architekturprofessor
der Universität der Künste Berlin, hat für die innige Zwergen-Liebe
der Deutschen eine einfache Erklärung. "Der Gartenzwerg verkörpert
eben all das, was seine Besitzer im Leben nicht erreicht haben",
sagte Geist am Freitagabend in seiner Eröffnungsrede der Ausstellung.
Und der Kitschfaktor spiele sogar eine politische Rolle. "Kitsch
verbreitet sofort Gemütlichkeit", sagte Geist, der schon Vorlesungen
zu diesem Thema gehalten hat. Und ein Deutscher ohne Gemütlichkeit
werde zum
In der Zwergenwerkstatt der Galerie stehen ab diesem Sonnabend 400 unbemalte Rohlinge. Kinder können die Figuren bemalen, mitnehmen oder für die Dauer der Ausstellung als Leihgabe in den Räumen belassen. Kleine Zwerge kosten 3 Euro, große 4 Euro. An jedem Sonntag werden um 15 Uhr Führungen angeboten. Schülergruppen ab der 3. Klasse können Führungen anmelden unter der Nummer 68 09 40 84. Die Führungen kosten pro Kind 2,50 Euro, inklusive Zwergenbemalung.
BERLINER ZEITUNG/MIKE FRÖHLING
Die kecke Braut
Gartenzwerg-Massaker
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